„Video Killed the Radio Star“ heißt es im Ohrwurm von The Buggles. Was mögen sich die Songwriter vor über 40 Jahren bei den prophetisch klingenden Versen gedacht haben, als sie schrieben:
„They took the credit for your second symphony
Rewritten by machine and new technology
And now I understand the problems you can see“
Obwohl mittels Algorithmen der künstlichen Intelligenz bereits Gemälde und wie im Liedtext prophezeit auch Musik geschaffen wird, handelt es sich dabei doch um ein einem Original, einem bestimmten Stil nachempfundene Schöpfungen. Hier denke ich lässt sich unendlich über den Kern künstlerischer Arbeit weiterdiskutieren.
Ähnlich kreativ, wenngleich sicherlich rationaler geprägt, stellt sich das Ingenieurshandwerk dar. Aus dem Alltag des Werkzeugkonstrukteurs ist die Arbeit mit 3D CAD nicht mehr wegzudenken. Ausgefeilte Arbeitsweisen und Systematiken haben die Arbeit des Konstrukteurs massiv vereinfacht. Startmodelle, parametrisierte Konstruktionen und nicht zuletzt die Darstellung im 3-dimensionalen Raum reduzieren nicht nur die Fehler. Nein auch spart es ordentlich Konstruktionszeit und schafft einen Standard im gesamten Entwicklungsablauf.
Doch wie steht es um den Durchlaufplan? Als Fortführung des Methodenplans, in dem die Herstellungsmethodik, Bauteilorientierungen und Produktionskräfte betrachtet werden, wird im Durchlaufplan die Verknüpfung zu den geplanten Transferpressen geschaffen. Im Kern geht es dabei um Vorüberlegungen die Methode auf der angedachten Anlage ohne Kollisionen und bei maximaler Hubzahl herstellen zu können.
Der Umgang mit Freigängigkeitskurven stellt dabei den Kern der Tätigkeit des Durchlaufplaners dar. Mittels dieser Kurven lassen sich sowohl Kollisionen erkennen und damit kann die Freigängigkeit des Bauteiltransfers sichergestellt werden. Als Ergebnis der Presseneinstellung können diese auch ein Maß zur Bewertung der Pressenperformance sein, denn hinter jeder Kurve stehen auch Pressen- und Transferwinkel. Wird der Informationsfluss von der Konstruktion bis zur Anlage gewahrt sind die Werkzeuge mit minimalem Einsatz auf der Anlage eingerichtet.
Dabei sind Freigängigkeitskurven ein Relikt aus Tagen, in denen am Zeichenbrett - also in 2D - konstruiert wurde. Für mich völlig unverständlich ist es, immer wieder Durchlaufpläne zu bewerten, welche mit diesen aus 2D Ansichten übertragenen Kurven erstellt sind. Gleichzeitig werden schöne Anekdoten vergangener Tryouts- und Neuanläufe, sowie den Folgen von Nacharbeit oder Umbaumaßnahmen berichtet, bei denen das offensichtlich fehlerbehaftete Realität wurde.
Ein ganzheitliches und korrektes Verständnis von Freigängigkeitskurven vorausgesetzt, ist es selbstverständlich die Bewegungen des 3-Achs Transfers als tatsächlichen, 3-dimensionalen Kurvenzug zu betrachten und entsprechende Kurvendarstellungen zu verwenden. Nicht nur müssen anstatt mindestens fünf nur noch zwei Kurven angelegt werden, auch werden viele Falschinterpretationen rein durch die Darstellungsweise ausgeschlossen. Der Durchlaufplan wird insgesamt aufgeräumter und auch von Nicht-Experten greifbar.
Die virtuelle, kinematische Simulation der Abläufe im Werkzeug und der Anlage stellt dann die konsequente Fortführung dar. Freigängigkeitskurven bieten hier, insbesondere aus der Kombination von Kurve und Simulation, die Möglichkeit kritische Stellen hervorzuheben und die Situation in Ihrem Fluss zu optimieren, denn in erster Linie gilt: Konstruktionszeit ist knapp und die Kreativität des Konstrukteurs sollte für Hubzahl und Produktivität anstatt zur Positionierung und dem Resümieren über Kurven verwendet werden.
Zusammenspiel aus Simulation und Freigängigkeitskurven.
Die Bewegungskurve zu den Unterwerkzeugen stellt die Transferbewegung dar, während die in der zweiten Hälfte eingeblendete Freigängigkeitskurve (Relativkurve) auch die Stößelbewegung berücksichtigt und damit die üppige Freigängigkeit zum Oberwerkzeug erkennen lässt.
Möchten Sie die Konstruktionszeit Ihrer Transferwerkzeuge senken und diese durch eine ideale Durchlaufplanung durch eine virtuelle, knimatische Simulation bestens auf die Zielpresse(n) vorbereiten? Dann sprechen Sie mich gerne an.
Neben der virtuellen kinematischen Simulation Ihrer Werkzeuge kann ich Sie sowohl bei der Implementierung eines Best-Practices im Bereich der Durchlaufplanung supporten als auch durch Workshops zur pressengerechten Konstruktion von Umformwerkzeugen.